Elke Ramsak, das Projekt S11 und ein Faible für Schwarz/Weiß
In der Siedlungsstraße 11 ist ein Bauvorhaben verwirklicht worden, das vor allem der jungen Bevölkerung unserer Gemeinde zugutekommen wird. Federführend hinter diesem Projekt: Elke Ramsak. Wir haben sie zum „Projekt S11“, der Wohnsituation allgemein, künftigen und alternativen Wohnprojekten und ihren Visionen für die Zukunft befragt:
Elke, dein „Projekt S11“ hat in letzter Zeit viel deiner Aufmerksamkeit beansprucht. Kannst du uns ein paar tiefere Einblicke in dieses Vorhaben bieten? Was ist die Idee dahinter bzw. wie ist diese entstanden?
Ich bin 2015 nach Haiming gekommen und bin als Immobilienmaklerin über die Jahre immer öfter von Mitbürger:innen darauf angesprochen worden, ob es denn keine günstigen Mietmöglichkeiten in Haiming gibt. Vor etwa zwei Jahren habe ich dann das Grundstück in der Siedlungsstraße 11 – deshalb auch der Name „S11“ – erworben, um genau ein solches Angebot zu schaffen.
Mir war dabei nicht nur wichtig, Wohnraum für junge Gemeindebürger:innen zu schaffen, dieser sollte darüber hinaus ebenso qualitativ und langlebig wie nachhaltig sein. Entstanden sind schlussendlich zwei Mehrfamilienhäuser aus Ziegel und Beton, die jeweils fünf Wohneinheiten bieten. Dank Luftwärmepumpe und Photovoltaik-Anlage weisen die beiden Gebäude keinerlei CO2-Ausstoß auf, Barrierefreiheit und kratzfeste Böden runden das Baukonzept ab. Speziell Letzteres ist relevant für die Tatsache, dass bei meinen Mietwohnungen entgegen häufig vorkommender Gegebenheiten Haustiere nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklicherwünscht sind.
„Mir war dabei nicht nur wichtig, Wohnraum für junge Gemeindebürger:innen zu schaffen, dieser sollte darüber hinaus ebenso qualitativ und langlebig wie nachhaltig sein. “
Die Wohnungen sind auch schon komplett ausgestattet, für Dinge wie Bad- oder Küchenmöbel ist auch keine Ablöse notwendig! Meine Vorliebe für Schwarz/Weiß dürfte übrigens innen wie außen nicht schwer erkennbar sein!
Da hast unter anderem das Thema „Wohnen für jüngere Generationen“ hervorgehoben. Wie bewertest du die Entwicklungen der vergangenen Jahre, speziell aus der Sicht der jüngeren Bevölkerungsschicht? Wird Eigentum für viele ein Traum bleiben, die Mieten hingegen häufiger Albtraum?
Während der Corona-Krise sind unter anderem die Preise für Baumaterial explodiert – Beispiel: Im Moment zahlt man für Stahl in etwa 1700 Euro pro Tonne. Als ich mit dem Projekt begonnen habe, waren es noch 700 Euro für dieselbe Menge.
Ich glaube, dass die Preise mitunter auch künstlich in die Höhe getrieben wurden, wodurch Wohnen natürlich teurer wurde und wird.
Aktuelle Maßnahmen der EZB, was den Erhalt von Wohnkrediten anbelangt (20% Eigenkapital, Kreditrate höchstens 40% des Nettoeinkommens), aber auch durch Corona bedingte gesellschaftliche Entwicklungen werden den Markt beleben, wodurch die Steigerung von Immobilienpreisen größtenteils eingebremst werden wird, woraus sich entsprechend neue Möglichkeiten – auch für junge Leute ergeben.
„Alle Menschen brauchen einen Wohnraum, manche Einwohnergruppen fallen leider manchmal durch den Raster bzw. gibt es auf diese zugeschnittene Wohnkonzepte noch nicht.“
Was siehst du für die Wohn-Zukunft in unserer Gemeinde? Wohin bewegen wir uns, was wird notwendig sein? Schweben dir noch weitere Projekte im Stil von „S11“ vor?
Ich möchte die Vision, die ich mit der Siedlungsstraße 11 begonnen habe zu realisieren, definitiv mit weiteren Projekten in der Gemeinde fortführen und diese erweitern. Alle Menschen brauchen einen Wohnraum, manche Einwohnergruppen fallen leider manchmal durch den Raster bzw. gibt es auf diese zugeschnittene Wohnkonzepte noch nicht.
Ich denke hier beispielsweise an junge Leute mit Handicap, die den Löwenanteil ihres Lebens eigenständig bestreiten können, fallweise aber Betreuung bzw. Unterstützung brauchen. Zwar gibt es hier vereinzelt Wohnungen, mit gänzlich durchdachten Gebäuden könnte die minimal notwendige Betreuung aber wesentlich effizienter gestaltet werden.
Ich denke auch an Senioren – manchmal braucht bei Paaren eine Person Betreuung, die andere nicht – warum soll es nicht eine andere Möglichkeit geben, als dass das Paar durch einen Einzug in ein Heim getrennt wird? Das Ganze lässt sich auch kombinieren: Beide oben genannten Bevölkerungsgruppen im
selben Gebäude könnte Synergien erzeugen, sodass alle davon profitieren.
In jedem Fall darf nicht außer Acht gelassen werden, dass solche Wohnungen immer spezielle Anforderungen haben – Stichwort: Barrierefreiheit, aber es bedarf auch spezieller Handläufe, Griffe usw., um eine optimale Wohnsituation zu schaffen. Das Ganze könnte dann auch in verschiedenen Ausbaustufen realisiert werden – auf alle Fälle ist wichtig, dass auch junge Leute zum Zug kommen!
Ich wünsche mir, dass ich die Haiminger Wohnlandschaft mit Ideen wie diesen zukunftsträchtig mitgehalten darf, dafür brauche ich vor allem zweierlei: Einerseits bin ich immer wieder auf der Suche nach Liegenschaften, um neue Wohnvisionen Wirklichkeit werden zu lassen – egal, ob bebaut oder unbebaut, ich freue mich diesbezüglich über jede Kontaktaufnahme und jedes Angebot.
Andererseits dürfen gewisse vorhandene „starre Strukturen“, seien sie nun politischer oder gesellschaftlicher Natur, auch gerne einmal kritisch hinterfragt werden. Nur mit Offenheit für Veränderung und Entwicklung werden wir künftigen Herausforderungen gewachsen sein können – nicht nur in puncto
Wohnen.
(Text: Daniel Perstaller, Fotos: Elke Ramsak)